DenkMal drüber nach!
Europäisches Kulturerbejahr 2018 - Sharing Heritage
Ehrenhalle
Ehrenhalle am Luitpoldhain
Geschichtliches:
In der Zeit der Weimarer Republik (1918/19 - 1933) ließ die Stadt Nürnberg von 1928-1929 eine Gedenkstätte zu Ehren der gefallenen Soldaten aus Nürnberg des ersten Weltkrieg errichten auf dem Gelände des Luitpoldhains. Im Jahr 1930 wurde das fertiggestellte Denkmal auf der östlichen Seite des Parks von dem damaligen Oberbürgermeister Hermann Luppe eingeweiht.
Noch vor kompletter Fertigstellung wurde die Ehrenhalle durch die Nationalsozialisten zweckentfremdet, indem sie es erstmals beim Reichstag im Jahr 1929 zur Inszenierung ihres Totenkultes nutzen.
Das Ritual diente dazu, die „Parteisoldaten“zu verpflichten, ihr Leben für Adolf Hitler und die NSDAP zu opfern.
1933 wurde die Parkanlage Luitpoldhain zur Luitpoldarena für die Reichsparteitage umfunktioniert.
Gegenüber der Ehrenhalle wurde eine Rednertribüne errichtet, die in direkter Verbindung zur Halle stand.
Nach 1945 wurde das Gelände von der Stadt Nürnberg wieder zu einem Stadtpark umgestaltet.
Die Ehrenhalle dient heute als Gedenkstätte für die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Jedes Jahr wird am Volkstrauertag bei einer öffentlichen Feier an die Opfer gedacht und Blumenkränze niedergelegt
Über die Gestaltung des Denkmals.
Entworfen wurde das Denkmal von dem deutschen Architekten Fritz Mayer. Ein wesentliches Merkmal der Halle ist die Reihe rundbögiger Arkaden, die eine Anlehnung an die römische Architektur darstellt.
Der Vorplatz des Gefallenendenkmals wird von steinernen Pylonen (einer Sockelreihe mit Flammenschalen) flankiert. Die insgesamt reduzierte Form, sowie das Material verleihen der Halle eine monumentalisierende Wirkung.
Zeppelintribühne
Die Gedenktafel an der Zeppelintribüne
Zur Zeit des Nationalsozialismus galt Nürnberg als „Schrein des Nazitums“ und als „Stadt der Reichsparteitage“, da Hitler am Reichsparteitaggelände in Nürnberg seine großen Aufmärsche und Parteitage hielt.
Am 16. April 1945 marschierten Truppen der 3. Und 45. Infanteriedivision des 15. Armeekorps der 7. US Armee, die auch „Rock of the Marne“ genannt wurden, in Nürnberg ein und versuchten die Stadt zu erobern. In den nächsten vier Tagen gelang es ihnen, auch weil die amerikanischen Truppen in der Mehrzahl waren, zahlreiche Gebiete und Vororte Nürnbergs einzunehmen. Hitlers Strategie die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen scheiterte, weswegen es den Amerikanern auch möglich war, sich am 20. April 1945 den Weg bis zur Zeppelintribüne zu erkämpfen. Bei den Kämpfen kamen insgesamt rund 900 Menschen zu Tode, darunter 370 Zivilpersonen, 400 Mitglieder nationalsozialistischen Organisationen und 130 amerikanische Soldaten.
Diese „Schlacht um Nürnberg“ war strategisch nicht von besonderer Wichtigkeit, hatte aber einen großen Symbolwert, weil Nürnberg als die Stadt des Nationalsozialismus galt und 10 Jahre vor der Schlacht dort die Rassengesetze erlassen worden waren.
Dieser Symbolwert wird nochmals unterstrichen als die amerikanischen Truppen am 22. April 1945 das Hakenkreuz über der Führerkanzel an der Zeppelintribüne sprengen und daraufhin amerikanische Flaggen an der Tribüne platzieren und dort „paradieren“.
Um den Sieg über das Nazi-Regime und der Befreiung der Schreckensherrschaft, sowie den 130 gefallenen Soldaten zu gedenken und zu ehren, wurde am 31. Mai 2011 eine Gedenktafel an der Zeppelintribüne angebracht. Diese wurde von Captain Monika Stoy, der Vorsitzenden der Internationalen Sektion des Soldatenverbands der heutigen 3. Infanteriedivision, initiiert. Sie erinnert außerdem an beidseitigen Respekt und die Freundschaft mit den US-amerikanischen Soldaten die bis 1994 in Nürnberg stationiert blieben.
https://www.br.de/nachrichten/inhalt/kriegsende-1945-befreiung-nuernberg-100.html
https://dasjahr1945.de/nuernberg/
http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf_2/DE_NU_45_dietzfelbinger.pdf
Elena Hasan und Valentina Roßnagel
Platz der Opfer
Platz der Opfer des Faschismus
Im Zuge der Entnazifizierung, welche die US-Militärregierung neben der Erneuerung des politischen Lebens als ihre wichtigste Aufgabe ansah, wurde am 25. Mai 1946 der Wodanplatz auf amerikanische Anordnung hin in „Platz der Opfer des Faschismus“ umbenannt. Die Nähe zum angrenzenden Reichsparteitagsgeländes war bewusst gewählt, um an die Bedeutung jenes Ortes zu erinnern.
Aufgrund der Erfahrung der Nürnberger während der Luftangriffe der Alliierten mit hohen Opferzahlen und immensen Schäden in der Nürnberger Altstadt, war man aber offensichtlich noch nicht bereit sich dem Erinnern an die Verfolgten des Regimes zu stellen und verdrängte eine Auseinandersetzung mit der Frage nach Schuld und Verantwortung. Vielmehr trauerte und sorgte man sich um die eigenen Toten, Kriegsgefangenen, Vermissten und Vertriebenen. So wurden z.B. als 1947 bei einer Gedenkfeier am „Platz der Opfer des Faschismus“ nicht einmal die Oberbürgermeister von Nürnberg und Fürth kamen, diese von der verärgerten US-Militärregierung im Jeep abgeholt und dorthin gebracht.
An diesem Desinteresse an diesem Platz als Gedenkstätte leidet der Ort bis heute. Es gab Initiativen seitens des konservativen Bürgertums den Platz wieder in „Wodanplatz“ umzubenennen doch diese scheiterten bisher. Versuche den Ort für Passanten durch eine Informationstafel interessant zu machen scheiterten ebenso. Die Gedenkveranstaltung jedes Jahr am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist ein kleiner Trost, jedoch fehlen bis zum heutigen Tag ein Hinweis oder Information über die Bedeutung dieser „Stätte der Erinnerung“. Auch der Platz selbst - an einer stark befahrenen Kreuzung gelegen - entspricht nicht dem, was man unter einer würdigen Erinnerungsstätte an die Opfer des Nationalsozialismus erwarten sollte. Mit dem geplanten Neubau eines Konzertsaals neben der Meistersingerhalle, besteht die Hoffnung, dass dieser Ort, über dessen Neugestaltung bereits seit 2015 im Kulturreferat nachgedacht wird, in neuem Kleid die Menschen informieren, berühren und erinnern wird.
Irem Hangut und Bejan Türker
An dieser Stelle unseren herzlichen Dank an Eckart Dietzfelbinger, der uns dankenswerter Weise seinen Aufsatz über den Platz der Opfer des Faschismus zur Verfügung gestellt hat und der als Grundlage für diesen Text diente.
Köpfleinsberg
Kriegerdenkmal/Siegessäule am Köpfleinsberg
Die Grundsteinlegung für das Kriegerdenkmal am Köpfleinsberg erfolgte am 2. September 1875. Die Siegessäule sollte ursprünglich in größerer und kostbarerer Form auf dem Jakobsplatz aufgestellt werden. Der Entwurf stammt von Professor Friedrich Wanderer, der einen ausgeschriebenen Wettbewerb für die Neugestaltung des Platzes gewonnen hatte. Anfangs wurde vom Baurat Wolff die Neugestaltung des Jakobsplatzes vorgeschlagen, dessen Konzept allerdings auf Ablehnung stieß und daher ausgeschrieben wurde. Doch die Spendenbereitschaft der Nürnberger Bürger, hielt sich anders als erwartet in Grenzen. Die gesammelten Gelder in Höhe von 6.000 Gulden reichten für das 20.000 Gulden teure Kunstwerk bei weitem nicht aus. Der Fehlbetrag musste daraufhin aus städtischen Mitteln gedeckt werden, die geringeren finanziellen Mittel führten dann zu einer verkleinerten Variante und dem neuen Standortort am Köpfleinsberg, damals noch unbebaut.
Enthüllt wurde die Siegessäule, nicht am 2. September wie eigentlich geplant, sondern erst am 24. September 1876. Seit Errichtung des Kriegerdenkmals wurden den Bronzetafeln mit Namen der Gefallenen des Krieges 1870/71 weitere Gedenktafeln hinzugefügt. So findet sich dort eine Erinnerungstafel an den Boxeraufstand in China 1901, eine andere berichtet vom Kolonialkrieg zwischen 1904 und 1906 in Deutsch-Südwestafrika. Im Jahr 1998 wurde eine weitere Tafel angebracht, welche den Sinn von Kriegen insgesamt plakativ in Frage stellt und damit dem Denkmal als Siegessäule auch den Aspekt eines Mahnmals verleiht. Die Viktoria, eine von Johann Rössner entworfene Bronzefigur mit Lorbeer und Kaiserkrone, steht auf einer Marmorsäule die auf einem Postament mit Inschriftentafel ruht.
Heute findet die Siegessäule am Nürnberger Köpfleinsberg nur wenig Beachtung und kaum ein Nürnberger kann eine Auskunft darüber geben, um was für ein Denkmal es sich eigentlich konkret handelt. Die meisten nutzen den Köpfleinsberg nur als Verbindung, um von der einen in die andere Geschäftsstraße zu gelangen.
Julius Engelhardt und Andreas Scherer
Quellen:
http://www.nuernberginfos.de/denkmaeler-nuernberg/kriegerdenkmal-nuernberg.html
https://nuernberg-direkt.com/nuernberg/sehenswertes/232-siegessaeule-kriegerdenkmal-am-koepfleinsberg.html
Plärrer
Zwangsarbeiterdenkmal am Plärrer
Zwangsarbeit unter dem NS-Regime
Zwangsarbeiter wurden in Deutschland unter dem Nazi-Regime bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, aber vor allem während der Jahre von 1939 bis 1945, eingesetzt. Sie waren Arbeiterersatz für die Männer, die im Krieg kämpften, und noch dazu wesentlich günstigere Arbeitskräfte. Die Zwangsarbeiter wurden nicht als Teil der Gesellschaft angesehen und mussten mit der Diskriminierung durch die Deutschen leben. Die Bedingungen, unter denen sie gezwungen waren zu arbeiten, waren grauenerregend. Bombenangriffen waren sie sehr oft schutzlos ausgeliefert und mussten danach noch Trümmer beseitigen oder sogar Bomben entschärfen. Viele starben an diesen schlechten Lebensbedingungen.
Zwangsarbeit in Nürnberg
Wie in vielen anderen Städten gab es auch in Nürnberg Zwangsarbeiter, die meistens für Rüstungsfirmen, aber auch für den Einzelhandel und die Stadt selbst arbeiteten. In Nürnberg selbst arbeiteten die dazu gezwungenen Arbeiter bei ungefähr 150 Firmen, darunter AEG, Diehl, Krupp, MAN, die Reichsbahn und –post sowie Siemens-Schuckert und die Stadt Nürnberg.
Um die 100.000 Zwangsarbeiter aus über 40 Ländern wurden zwischen 1939 bis 1945 allein in Nürnberg beschäftigt. Davon sind circa 5.900 Menschen infolgedessen gestorben.
Denkmal für Zwangsarbeiter in Nürnberg
Nach dem Krieg wurde 1987 beschlossen, dass man in Gedenken an die Zwangsarbeiter in der Stadt Nürnberg ein Denkmal errichten soll. Bei diesem Beschluss blieb es dann erst einmal.
Im Jahr 2000 setzte sich vor allem der ehemalige Zwangsarbeiter Rob Zweerman für die Errichtung eines Denkmals zunehmend ein. Vier Jahre später schaffte es der Kulturausschuss des Stadtrats, den Auftrag für einen Künstlerwettbewerb zur Errichtung eines Mahnmals für die im Zweiten Weltkrieg in Nürnberg eingesetzten Zwangsarbeiter zu erteilen, der im Folgejahr durchgeführt wurde. Gewinner war Professor Hermann Pitz mit seinem Entwurf „Transit“, bei dem tausende Aluminium-Figuren an Händen und Füßen ober- und unterirdisch an einer Lichtkuppel an der U-Bahnstation Plärrer miteinander verbunden sind.
Der Grund für die Wahl des Plärrers als Standort war, dass sich die Zwangsarbeiter dort am sogenannten Plärrer-Automaten zum Informations- und Warenaustausch trafen. Allerdings wurde das Straßenbahnwartehäuschen nach dem Krieg abgerissen, um der neuen Verkehrsführung am Plärrer Platz zu machen.
Im Oktober 2007 wurde das Mahnmal 62 Jahre nach Kriegsende und 20 Jahre nach dem Beschluss zur Errichtung eines Denkmals endlich eingeweiht.
Rob Zweerman – Einer von vielen
Rob Zweerman über seine Arbeit in der Bahnmeisterei I (1944/45 in Nürnberg)
„Anfangs wurde an den Sonntagen nicht gearbeitet. An Samstagen wurde den ganzen Tag gearbeitet. Nach dem Dezember wurden die freien Sonntage auf zwei im Monat reduziert. Die langen Arbeitszeiten, die kurzen Nächte, unzählige Male unterbrochen von Fliegeralarm, dem dann kein Angriff folgte, die Kälte, die nagenden Sorgen um Zuhause, das vergebliche Warten auf Post, der Mangel an Kleidung, das Ungeziefer, das alles wurde uns im Laufe des Januars zu viel. Aus dieser Zeit ist ein ganzes Stück aus meiner Erinnerung verschwunden, nur die Monotonie der Arbeit, die ständige Gefahr aus der Luft, der Schlafmangel und die Sorgen um die Familie sind mir im Gedächtnis geblieben. Im Januar und Februar war es bitterkalt, häufig mit Temperaturen von zwanzig Grad unter Null. Bei Außenarbeiten trugen wir keine Handschuhe, weil es einfach keine gab. Manchmal froren die Zangen an den Händen fest oder man stand steifgefroren hoch oben auf einer Leiter, um Kupferdraht und Isolatoren an einem Masten zu befestigen, ganz benommen von Kälte und Müdigkeit.“
Rob Zweerman bei seiner Danksagung für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande (Juni 2009)
Jedes Häuschen hat sein Kreuz, wie unsre deutschen Nachbarn sagen, jedes Dach hat sein Ungemach.
Jeder Mensch muss sein Kreuz tragen und oft ist es schwer. Ab heute soll ich ein zweites Kreuz tragen, aber es ist federleicht, weil es, bildlich gesprochen, getragen wird durch die unzählbar vielen, für die ich mich angestrengt habe, um in ihrem Namen ein Zeichen der Erinnerung und Versöhnung in Nürnberg zu errichten, in der Stadt, wo im Zweiten Weltkrieg die ausländischen Fremdarbeiter nach der Deportierung aus ihrer Heimat zum größten Teil unter schlechten Umständen zur Sklavenarbeit gezwungen wurden.
Das Mahnmal „Transit“ wurde enthüllt am 15. Oktober 2007. Es ist eine Skulptur des Bildhauers Prof. Hermann Pitz aus München.
Es ist eine Stelle der Besinnung, eine Stelle des vielen Leidens, durch das Menschen ihrer Würde beraubt wurden, aber es ist vor allem eine Geste der Versöhnung durch die Stadt des Friedens und der Menschenrechte.
Im Namen aller, für die „Transit“ entworfen worden ist, nehme ich diese hohe Auszeichnung an. Ich danke allen, die dazu einen Beitrag geleistet haben.
http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_NU_ZE_zweerman.pdf
Lara Thiel