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How can you say goodbye forever?

Im Gespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Pieter Kohnstam

zeitz23 aAm Donnerstag vor den Faschingsferien versammelte sich die gesamte Q11 in verschiedenen Klassenzimmern des NGN, um eine einmalige Möglichkeit wahrzunehmen: Via Zoom war den Schülerinnen und Schülern der Holocaust-Überlebende Pieter Kohnstam aus Florida zugeschaltet. Die Tatsache, dass sich nicht nur Q11-SchülerInnen am Gespräch beteiligen wollten, sondern am Donnerstagnachmittag um 15 Uhr auch Lernende aus anderen Jahrgangsstufen freiwillig zugeschaltet waren, unterstreicht die Besonderheit des direkten Austausches mit einem Mann, der die Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft am eigenen Leib erfahren musste.

zeitz23 cGespannt folgten die Schülerinnen und Schüler, der stellvertretende Schulleiter StD Felix Rosenberger und die Geschichtslehrkräfte des NGN zunächst den Ausführungen von StD Dr. Joachim Mathieu, der aus Eichstätt zugeschaltet war. Dr. Mathieu referierte über das Leben der Familie Kohnstam, das eng mit den Städten Nürnberg und Fürth verknüpft ist: Am 17. März 1932 heirateten Ruth und Hans Kohnstam, die Eltern von Pieter, in der Nürnberger Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz, die bereits im August 1938, also noch vor den Novemberpogromen, auf Geheiß des NSDAP-Gauleiters Julius Schleicher zerstört wurde. Darüber hinaus verwies der Referent darauf, dass die Familie Kohnstam Inhaberin eines international operierenden Spielzeugunternehmens war, das sich in der Nürnberger Straße 56-58 in Fürth befand. Das Firmengebäude wurde nach der Flucht der Kohnstams an den Quelle-Gründer Gustav Schickedanz verkauft.

Alle Fotos zur Verfügung gestellt von Dr. Joachim Mathieu (Gabrieli-Gymnasium-Eichstätt)

zeitz23 bIm Anschluss übernahm Pieter Kohnstam, der 1936 nach der Flucht seiner Eltern in Amsterdam geboren wurde, das Wort. Sichtlich gerührt vom Kontakt in die alte Heimat seiner Eltern erzählte er von seinem Leben am Merwedeplein in Amsterdam, wo seine Familie in unmittelbarer Nachbarschaft der Familie Frank lebte. Neben Kindheitserinnerungen als Spielkamerad von Anne Frank schilderte er dabei auch schonungslos seine Erfahrungen nach der Besatzung der Niederlande durch das nationalsozialistische Deutschland. Besonders eindrucksvoll waren dabei seine Erinnerungen an die ständige Angst vor der möglichen Deportation. Herr Kohnstam berichtete zudem von der unglaublichen Flucht seiner Familie von Amsterdam über Frankreich nach Spanien und schließlich nach Argentinien.

Zum Abschluss der Veranstaltung hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen an Herrn Kohnstam zu stellen. Herr Kohnstam beantwortete bereitwillig auch sehr persönliche Fragen, wie z.B. die Frage nach seinen Gefühlen, als er sein gesamtes Leben in Amsterdam zurücklassen musste oder nach seinem Verhältnis zu Deutschland und der deutschen Sprache.

Keine Filme, Videoaufnahmen, Unterrichtsstunden oder Bücher können das leisten, was alle Beteiligten an diesem Abend von und mit Herrn Kohnstam lernen konnten. Das Gespräch mit einem Zeitzeugen, dessen Leben direkt durch die Verbrechen des Holocaust geprägt wurde, macht noch einmal mehr deutlich, dass Vergessen keine Option ist und dass aus Geschichte Verantwortung erwächst, nämlich die Verantwortung, die Gegenwart so zu gestalten, dass niemand unter Missachtung, Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung leiden muss.

Vielen Dank, an alle, die zum Gelingen des Gesprächs- und Vortragsnachmittags beigetragen haben, insbesondere an StD Dr. Joachim Mathieu, der von Eichstätt aus die Organisation übernommen hat.

Dear Pieter Kohnstam, thank you so much for sharing your incredible story with us. It was a great privilege and honor for us. Thank you for helping us remember this period of history.

Zum Abschluss noch einige Eindrücke von Schülerinnen und Schülern:

Das Zeitzeugengespräch lief super! Es ist eine wichtige Erfahrung, denn bald werden solche Gespräche gar nicht mehr möglich sein. Geschichte von Angesicht zu Angesicht zu erleben ist etwas ganz Besonders. Wie Herr Kohnstam sagte: „You fight IGNORANCE with KNOWLEDGE!“
(Lisa Maspimby, Q11)

Ich fand seine Geschichte erleuchtend, vorher war mir noch nie bewusst gewesen, wie viel man zurücklassen und aufgeben musste, um zu fliehen, oft auch Familienmitglieder, deren Überlebenschancen auch noch viele Jahre später unbekannt blieben. Der Satz „How can you say goodbye forever?“ hat mich besonders berührt.
(Anonym, Q11)

Ich fand den Vortrag sehr interessant. Zu hören, wie es einem Holocaust-Überlebenden zu Zeiten Hitlers ging, ist wichtig und erinnert uns, dass die Geschichte sich nicht wiederholen darf.
(Anonym, Q11)

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