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Alles Menschliche besteht aus Liebe

Ernesto Cardenal am Hans-Sachs-Gymnasium

cardenal Es war nicht einfach eine beliebige Autorenlesung, zu der am 16. März 2012 die Schüler der Spanischkurse in der Oberstufe am NGN und anderen Nürnberger Schulen strömten. In der Turnhalle des Hans-Sachs-Gymnasiums empfing sie einer der berühmtesten Dichter seines Heimatlandes Nicaragua, Ernesto Cardenal. Priester, Politiker, Poet - das Betätigungsspektrum des silberhaarigen 87-Jährigen mit der markanten Baskenmütze ist ebenso mannigfaltig wie die Themen der Lesung.

Eine gute Stunde verlas Cardenal, der sich selbst als „christlichen Kommunisten" bezeichnet und zu den Freunden Hugo Chávez' zählt, zusammen mit seinem deutschen Übersetzer Lutz Kliche, Werke aus allen Bereichen des Lebens. Ob nun die Herstellung eines Mobiltelefons, Beobachtungen in abendlichen Straßenzügen, die Plünderungen während des Irak-Kriegs im Nationalmuseum Bagdad oder Überlegungen zur menschlichen Evolution - der Lyriker schaffte es mit seiner rauchigen Vortragsstimme, jede Atmosphäre in einem erstaunlichen Karussell der Gefühle zu transportieren. „Alles Menschliche besteht aus Liebe" - diese Formel und insbesondere das Wort amor wiederholten sich regelmäßig, sodass schließlich das Gefühl entstand, man wohne ganz persönlichen philosophischen Stellungnahmen bei, nicht einfach einem Vortrag. Auch Stationen aus der zu Anfang der Lesung behandelten Biografie Ernesto Cardenals tauchten im Verlauf häufig wieder auf. Mitglied der April-Revolution, Gründer einer christlichen Kommune auf dem Solentiname-Archipel in Nicaragua, Magistrat von Berlin (Ost)... wie bei einer Bahnfahrt zogen die Orte seiner Geschichte vor den geistigen Augen der aufmerksam lauschenden Schülerschaft vorüber.

Verständlich, dass eine solche Persönlichkeit Interesse weckt. Dementsprechend groß war die Resonanz, als es am Ende der Veranstaltung noch die Möglichkeit gab, Fragen an den Dichter zu stellen. Auch durchaus Philosophisches wurde Gegenstand der Fragen, auf die Ernesto Cardenal geduldig und ausführlich antwortete. Mit einer Fülle von Denkanstößen wurden die Zuhörer schließlich in den sonnigen Nachmittag entlassen.

Ein besonderer Dank geht an Frau Jehlitschke, die den Besuch dieser Veranstaltung organisiert hat. Sie ging weit über eine gewöhnliche, fachbezogene Exkursion hinaus und beschränkte sich nicht nur auf Wissen, sondern touchierte auch das Leben.