Musikleben am Neuen Gymnasium Nürnberg
„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, meinte einst der Philosoph Friedrich Nietzsche. Ob auch eine Schule ohne Musik ein Irrtum wäre? Sicher möchte niemand die Ohrwürmer missen, mit denen man gelegentlich aus dem Musikunterricht oder aus einer Probe unserer Ensembles kommt.
Das blühende Musikleben am Neuen Gymnasium Nürnberg der letzten Jahre wird seit langer Zeit durch großes Engagement und Interesse aller Beteiligten des Schullebens getragen. Die Bereitschaft reicht von zahlreichen Schülern, die täglich ihre Fertigkeiten am Instrument sichern und erweitern, und Eltern, die ihnen das ermöglichen und sie unterstützen, über Kollegen, die bei Konzerten aktiv teilnehmen, bis hin zur Schulleitung, die Möglichkeiten zur Gestaltung des Musiklebens genehmigt und sogar initiiert.
Ein zentraler Anker im Jahreskreis ist seit langer Zeit das Weihnachtskonzert. In der zumeist bis zum Bersten gefüllten Aula lassen sich Schüler, Eltern, Lehrer und auch viele Ehemalige gerne in eine vorweihnachtliche Stimmung versetzen. Die Sommerkonzerte bilden einen weiteren Akzent im Schuljahr; gelegentlich bildet hier ein Motto den inhaltlichen Rahmen, wie etwa das Konzert "Sonne, Mond und Sterne" im Jahre 2012. In der Zeit des Wirkens von Gabi Fulda (1991 – 2005) standen häufig Werke auf dem Programm, die einem Jubilar gewidmet waren; große Höhepunkte stellten hierbei die Aufführungen von Orffs „Carmina burana“ (1995) zu dessen 100. Geburtstag und Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ dar, die 1998 zum 200. Jahr seiner Komposition stattfand. Solche oratorischen Großprojekte werden nur durch die Bündelung aller musikalischen Kräfte möglich. Wie auch für die heutigen Projektensembles wurden damals Ehemalige, Eltern, Kollegen und Freunde des NGN mit ins Boot geholt. Gerade Ende der 90er Jahre, also zu Zeiten geringer Schülerzahlen, bewies die gemeinsame Arbeit an diesen musikalischen Meisterwerken eine große emotionale und soziale Bindekraft und ließ das Schlagwort von der „Schulfamilie“ zu einem lebendigen Begriff werden. Neben konzertanten Aufführungen wagten sich Gabi Fulda, später Felix Rosenberger und Verena Klein auch an musikalische Bühnenwerke, bei der fächerübergreifende Zusammenarbeit gefragt war. Allen Anwesenden der Aufführungen von Mozarts „Zauberflöte“, „Unsere Fair Lady“ sowieschließlich Mendelssohns „Elias“ - u.a. mit pyrotechnischen Effekten! - werden diese Ereignisse in bleibender Erinnerung sein.
Die Inszenierung von Brecht/Weills „Dreigroschenoper“ in ihrer Originalfassung (2012) bildete einen weiteren Meilenstein im NGN-Musikleben. Bei der Vorbereitung dieser modernen Oper konnten geschickt die Vorzüge der neuen gymnasialen Oberstufe genutzt werden. Projektseminare in den Fächern Kunst und Musik sowie die Oberstufentheatergruppe gewährten den zeitlichen organisatorischen Rahmen zur Realisierung. Das NGN konnte sich nie über einen Mangel an musikalisch begabten Jugendlichen beklagen, trotzdem reichten die Kapazitäten in den Zeiten der Kollegstufe nie für einen Musikleistungskurs, der an eine Mindestzahl von Schülern gebunden war. Ganz anders in der Gegenwart: das schriftlich-praktische Abitur in Musik wird regelmäßig gewählt, so dass einzelne Schüler ihre Qualitäten am Instrument in die Abiturnote einbringen können. Aber auch die vertiefte Beschäftigung mit musikalischen Inhalten kommt nicht zu kurz: Im nächsten Schuljahr startet bereits das dritte wissenschaftspropädeutische Seminar im Fach Musik in der neuen Oberstufe.
Einen organisatorischen Durchbruch bedeutete der Erwerb des Konzertflügels im Jahr 1999, der den bis dahin erforderlichen, aber aufwändigen Transport des Musiksaalflügels unnötig machte. Seit dieser Zeit haben sich jährliche Kammermusikabende am NGN etabliert. Unter den begabten jungen Musikern befinden sich immer wieder auch Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Übrigens ist das „Geflügel“ des NGN mit der kürzlich abgeschlossenen Wiederinstandsetzung des Bechstein-Instruments aus den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts für die nächsten Jahrzehnte gesichert - und das in Zeiten klammer öffentlicher Kassen.
Zur Jahrtausendwende wurden am NGN eine Bigband und bald darauf eine Percussiongruppe gegründet. Die Percussiongruppe erfreute sich seitdem vor allem bei jüngeren Schülern großer Beliebtheit, die Mitglieder des Jahres 2006 dürfen sich sogar als Weltrekordhalter fühlen, da sie beim Sambafestival Coburg an der größten Sambagruppe „aller Zeiten“ mitgewirkt haben. Vor allem die Bigband mit ihrer klanglichen Durchschlagskraft wird gerne zur Gestaltung und Umrahmung festlicher Anlässe gerufen. Zahlreiche Auftritte dieses Ensembles führen immer wieder über die Grenzen der Schule hinaus, z.B. zur Bundesgartenschau nach München oder zur erfolgreichen Teilnahme am Bigband-Wettbewerb „Jump 'n' Jazz“. Auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt ist die Bigband seit Jahren Stammgast, das Open-Air-Konzert zum Abschluss des NGN-Festes bildet regelmäßig den musikalischen Ausklang des Schuljahres. Auch der Unterstufenchor hat seine vor heimischer Kulisse präsentierten „Ritter-Rost“-Musicals und Kantaten in sozialen Einrichtungen der Stadt Nürnberg präsentiert. Generationen von Chorsängern schwärmen noch heute von den legendären adventlichen Konzertfahrten des Großen Chores nach Wien, die 2001 organisatorisch von Frau Dank und künstlerisch Frau Fulda ins Leben gerufen wurden. Herr Braun hat diese Höhepunkte im Schulleben erfolgreich aktiviert und um eine Konzertreise nach Prag (2013) ergänzt.
Auch der Klassenunterricht im Fach Musik öffnet sich immer wieder nach außen. Opernaufführungen in Nürnberg, Konzert- und Probenbesuche der Nürnberger Sinfoniker sowie Orgelführungen ergänzen das reguläre Unterrichtsgeschehen, auch die Hörtnagel-Konzerte in der Meistersingerhalle sind vor allem bei Oberstufenschülern beliebt.
Seit Einführung des achtjährigen Gymnasiums waren viele bayerische Musiklehrer um die Existenz der schulischen Orchester besorgt. Die Streichinstrumente als deren zentraler Baustein verlangen von ihren Spielern nicht nur Begabung, sondern ausdauerndes Üben, und das bei häufigem Nachmittagsunterricht! Am NGN steuerte Verena Klein zusammen mit Irene von Fritsch dieser Entwicklung erfolgreich entgegen. Mit der Etablierung einer Streicherklasse (seit 2009) hat sich im Laufe der Jahre die Anzahl der Orchestermitglieder mehr als verdoppelt. Zudem fördert das gemeinsame Instrumentalspiel in diesen Klassen nicht nur musikalische, sondern auch soziale Kompetenzen ungemein. Der Musikunterricht am NGN erfuhr 2012 eine enorme Ausweitung durch die Einrichtung eines Studienseminars. Seitdem werden Musikreferendare an unserer Schule zum zweiten Staatsexamen geführt. Durch ihre Ideen, ihre aktuelle akademische Schulung und ihren Elan erfährt die Fachschaft Musik eine große Bereicherung.
Vielleicht wäre eine Schule ohne Musik kein Irrtum, aber sie wäre doch etwas leerer.
„Information ist nicht Wissen, Wissen ist nicht Weisheit, Weisheit ist nicht Wahrheit, Wahrheit ist nicht Schönheit, Schönheit ist nicht Liebe, Liebe ist nicht Musik, Musik ist das Beste.“ Frank Zappa
(Felix Rosenberger)