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Ausflug der Lateinkurse nach München

lat 102019 bBegleitet von nasskaltem Wetter, trafen wir, die Lateinkurse der 11. und 12. Jahrgangsstufe, uns am Donnerstag, dem 10. Oktober, am Hauptbahnhof Nürnberg, um in den Zug nach München einzusteigen. Dort angekommen, besuchten wir als Erstes die Bayerische Akademie der Wissenschaften, damit wir einen Einblick in die Arbeit für den „Thesaurus Linguae Latinae“ gewinnen konnten. Unter diesem bildhaften Titel versteht man das größte und umfangreichste lateinische Wörterbuch der Welt. lat 102019 aEs wird nach seiner Fertigstellung alle lateinischen Wörter mit allen Bedeutungen aus allen Schriften und Texten (bis 600 n. Chr.), die man bisher gefunden hat, beinhalten. Als einsprachiges Wörterbuch werden auch alle Wortbedeutungen in lateinischer Sprache (!) erklärt. Seit 1894 wird daran gearbeitet, das Buch zu vervollständigen. Bis heute wird das handschriftlich erledigt. Zunächst werden die Verfasser und ihre Texte in mehrere Einheiten unterteilt. Jedes Wort wird verzettelt bzw. herausgeschrieben, das heißt z.B. bei 3000 Wörtern auch 3000 Zettel. Die Zettel werden in Kästen aufbewahrt, die zahlreich in der Akademie archiviert werden. Für die Erstellung des Wörterbuchs werden die Bedeutungen mit Hilfe von Übersetzungen und Kommentaren ermittelt und untergliedert, z.B. nach zeitlichem oder örtlichem Sinn.

Jonathan Roller, Q12, ist Sieger im Landeswettbewerb Alte Sprachen.

Herzlichen Glückwunsch!

„Am Landeswettbewerb Alte Sprachen können Schülerinnen und Schüler teilnehmen, die in der Jahrgangsstufe 11 einen Kurs oder ein Seminar in Latein oder Griechisch belegen. In der ersten Runde stellten die rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre vertieften Sprachkenntnisse und ihre sprachliche Kreativität an lateinischen bzw. griechischen Übersetzungstexten unter Beweis.

lw asp 19Die 50 Besten traten dann in der zweiten Runde zu einer Interpretationsklausur an. Im Fach Latein war ein Auszug aus der „Aeneis“ zu interpretieren. Vor dem Hintergrund eines modernen Textes der amerikanischen Schriftstellerin Susan Sonntag gestalteten die Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer anschließend eine Diskussion zwischen den beiden Autoren über Funktion und Wirkung bildlicher Darstellungen und bezogen dabei auch die aktuelle Bedeutung digitaler Medien und der Social Media mit ein. Im Fach Griechisch interpretierten die Schülerinnen und Schüler einen Auszug aus den „Göttergesprächen“ des Satirikers Lukian. In einer kreativen Zusatzaufgabe verfassten sie unter Einbeziehung eines Textes von Johann Wolfgang von Goethe einen Dialog zwischen Zeus und Prometheus.

In der abschließenden dritten Runde wurden die besten zehn Kandidatinnen und Kandidaten zu einem Kolloquium ins Bayerische Kultusministerium eingeladen.“

(Quelle: KM Bayern)

Ovids Geschichten in neuem Gewand

Nicht wenigen Lateinern in der 10. Klasse graut es vor der Übersetzung lateinischer Dichter. Ob Catull oder Ovid, jeder kennt diese Sätze voller Hyperbata, in denen sämtliche Satzbausteine an scheinbar vollkommen beliebigen Stellen stehen und die Übersetzung einfach nur Angst und Schrecken verbreitet. Doch man muss sich nicht immer durch diese für die Schule typische Übersetzungsarbeit quälen. Manchmal kann man sich auch einfach mal von einem Erzähler dieser alten Mythen begeistern lassen. Wenn man dann die schönsten Geschichten vorgetragen bekommt, findet man wirklich Spaß daran.

ovid18Genau das haben unsere „Lateiner“  der 9. und 10. Jahrgangsstufe getan, indem sie dem Bühnenerzähler Martin Ellrodt hier am NGN zugehört haben. Er trug eine Auswahl aus Ovids Metamorphosen vor. Die berühmte Geschichte von Orpheus und Eurydike diente als "Hauptstory". Aber darin waren viele weiteren Sagen verwoben: Zum Beispiel die Erzählungen von Erysichthon, den die Hungergöttin zu unstillbarer Fressgier verurteilte. Daraufhin verzehrte er seinen gesamten Besitz und fraß sich am Ende selbst auf. Ein anderes Beispiel ist der Wettkampf im Teppichweben zwischen Athene und Arachne. Letztere verwandelte sich am Ende in eine Spinne. In die Hauptgeschichte eingebettet war auch das Schicksal des Sehers T(e)iresias, der erst zu einer Frau und dann wieder zu einem Mann verwandelt wurde. Auch Perseus´ Sieg über die Meduse und Pygmalions Erschaffung seiner eigenen Frau durften neben vielen anderen spannenden Sagen nicht fehlen.

Als professioneller Geschichtenerzähler beherrscht Herr Ellrodt sein Handwerk natürlich. Seine sehr bildhafte und lebendige Erzählung, gepaart mit seinen schauspielerischen Leistungen bewirkten ein sehr positives Feedback bei den Schülern. Er hat nicht nur den für Viele manchmal langweiligen Schulstoff auf eine bisher unbekannte Weise vorgetragen, er ließ auch alle mitfiebern und sorgte dafür, dass Ovids Geschichten für die Schüler in einen Zusammenhang gesetzt und gut verstehbar wurden. Somit war der Vortrag fast schon selbst eine Metamorphose.        

Da bekommt man doch gleich viel mehr Lust, selbst zu übersetzen und die eine oder andere Sage wiederzuerkennen.

(Adrian Reichenbach, 10 a)