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Acht Jahre Alte Sprachen – und nicht ein Funken Reue

alte sprachen2019 haben wir, Dorothea und Jonathan Roller, am NGN unser Abitur gemacht, nun studieren wir beide an der FAU. Während der eineinhalb Jahre unseres Studiums haben wir beide gemerkt, wie hilfreich die Dinge, die wir am NGN erlernt haben, für unsere Studiengänge Germanistik und Klassische Philologie sind. Dabei hilft uns vor allem unser altsprachliches Profil, denn wer Latein und Griechisch an der Schule gelernt hat, kann sich sicher sein, einen großen Vorteil gegenüber anderen Studenten zu haben. Das gilt übrigens nicht nur für das Latein- und Griechischstudium, denn auch in Germanistik sind Latein- und Griechischkenntnisse eine große Hilfe und erleichtern das Lernen und vor allem das Textverständnis erheblich. Es geht dabei nicht nur (aber auch) um das Verständnis von Fremdwörtern, sondern auch um das analytische Lesen von Texten und das Verständnis von Sprache, das im altsprachlichen Unterricht wie nirgendwo sonst gefördert und geschult wird.

 

Aber nicht nur im Studium, auch im gesellschaftlichen Leben können Latein und Griechisch nicht hoch genug eingeschätzt werden. Einerseits lassen sich vor allem mit Latein viele unserer Nachbarsprachen, zumindest im Schriftlichen, ohne entsprechende Fremdsprachenkenntnisse problemlos verstehen – was umgekehrt nicht gilt –, andererseits gewähren diese Sprachen einen anderen Blickwinkel auf viele auch noch heute allgegenwärtige, universelle Probleme und Fragestellungen. Wann, wenn nicht heute, wo Internet und Fakenews unser Leben bestimmen, könnte es wichtiger sein, eigenständiges, tiefgehendes Denken zu erlernen und Argumente kritisch zu hinterfragen? Auch verknüpfendes und analytisches Denken wird mit diesen Sprachen quasi nebenbei gelernt. Anders als in den modernen Fremdsprachen reimt man sich nicht einfach aus den Wörtern den Sinn zusammen und meint, es verstanden zu haben; bei den alten Sprachen ist die Wortstellung frei und man muss genau auf Endungen und Formen der Wörter achten, sodass der Blick für (nicht nur) sprachliche Details und Zusammenhänge geschärft wird. Davon profitiert man auch im Deutschen, denn der Ausdruck verfeinert sich durch dieses genaue Beobachten der Funktionsweise von Sprache – und das kann auch für so manche Deutschschulaufgabe hilfreich sein.

Aber nicht nur auf der sprachlichen Ebene bietet Latein- und Griechischunterricht große Vorteile, er eröffnet auch völlig neue Welten. Wer kennt denn die alten griechischen Sagen, auf die so viel in Film und Literatur Bezug genommen wird, nicht, und ist davon nicht fasziniert? Die Sagen- und Lebenswelten der Antike führen uns zu anderen Sichtweisen auf die Gesellschaft und ihre Werte. Wer moderne Fremdsprachen lernt, bewegt sich in derselben Welt, die er ohnehin schon kennt. Wer aber in die Antike eintaucht, erweitert seinen Horizont und lernt, dass es andere Werte und Sichtweisen gibt, die durchaus kritisch betrachtet werden können und müssen – genauso wie unsere eigenen.

Ist ja alles schön und gut, aber das hätten doch auch Lehrer schreiben können. Warum also wir als Ex-Schüler des NGN? Weil wir über acht Jahre, auf die wir dankbar zurückblicken, erfahren durften, dass das NGN der perfekte Ort ist, um diese wunderbaren Sprachen zu erlernen und lieben zu lernen. Das liegt nicht nur an den Sprachen selbst, sondern vor allem an den großartigen Lehrern, die immer offen für tiefgehende Diskussionen waren und uns diese manchen tot erscheinenden Sprachen lebendig und begeistert gelehrt haben. Unvergessen bleibt natürlich auch das Griechisch Essen, traditionell in den Wochen vor Weihnachten, bei dem Lehrer und Schüler in ungezwungenem Rahmen plaudern und auch mal über andere Dinge sprechen konnten – ein absolutes Highlight für alle „Altgriechen“. Und, um noch einmal auf unser Studium zurückzukommen, möchten wir nicht verschweigen, dass uns die Herangehensweisen und Methoden, die wir im W-Seminar Latein gelernt haben, nahezu perfekt auf universitäre Anforderungen vorbereitet haben.

Nun bleibt uns nichts, als euch den Mut zu einer guten Entscheidung zu wünschen – wir haben es nie bereut, in der Schule nur eine moderne Fremdsprache gelernt zu haben.